Was passiert, wenn ich schreibe…

Es wird meist still um mich herum und der Bildschirm, vor dem ich sitze, ist leblos, weiß und leer. Der Alltag fließt dahin. Ich blende die Geräusche und das Geschehen um mich herum aus.  Es ist, als machte alles Platz für das, was jetzt kommt, ohne zu wissen, was es ist. Ich sitze wie in einer Blase, schwebe dahin und begebe mich auf eine Reise ins Ungewisse. Irgendetwas schlummert irgendwo in meinem Kopf, ich weiß nicht wo, doch sie  wird es ans Licht bringen. Ich muss nur etwas Geduld haben, ihr  vertrauen und abwarten, bis sie  aus den Tiefen des Verborgenen auftaucht, auf das ich keinen Zugriff habe – meine Fantasie.

Also warte ich ab, und mit mir die Stille. Ich starre auf den Bildschirm, vielleicht an die Decke oder irgendwohin in den Raum, ohne etwas zu sehen, manchmal schließe ich für einen Augenblick die Augen, und mit einem Mal, den Blick erneut auf den leeren Bildschirm geheftet, blitzen erste Bilder oder Worte auf. Dann ist es soweit. Dann ist der Moment gekommen, auf den ich gewartet habe.

Anfangs ist alles noch diffus, ich kann es noch nicht greifen, was in meiner Fantasie vor meinem geistigen Auge auftaucht. Dann irgendwann bewegen sich meine Finger langsam über die Tastatur, fangen intuitiv einen Moment ein, und ich lasse es geschehen.

Aus Buchstaben werden Worte, aus Worten Sätze.
Und –wenn ich Glück habe– irgendwann daraus eine  Geschichte,
die Sie, verehrte Leserin, verehrter Leser, vielleicht unterhaltsam finden könnten.

Vielleicht ist das, was Sie dann lesen, ganz nah bei Ihnen,
oder es ist völlig entrückt und entführt Sie in eine andere, Ihnen vielleicht fremde Welt.
Vielleicht regt es Ihre eigene Fantasie an,
und Sie spüren oder fühlen, was passiert.
Vielleicht ist es spannend oder Sie finden es einfach nur verrückt.
Vielleicht tauchen Sie ein, beginnen (nach)zudenken.
Vielleicht beginnen Sie, die Dinge beinahe wirklich zu erleben, wer weiß.
Und vielleicht kommt es dann plötzlich ganz anders.

Wenn Sie überhaupt nicht damit rechnen,
vielleicht haben Sie irgendwann das Gefühl, ganz plötzlich, dass …

…irgendetwas nicht stimmt…

Und das macht Sie neugierig, vielleicht sogar nervös.
Stellen Sie sich
 z.B. vor, es passiert folgendes:

Sie gehen alleine durch eine dunkle Straße.
Es ist Spätherbst, später Abend, die Luft feucht und es ist kalt.
Sie sind noch nicht weit in die dunkle Straße hineingegangen, doch schon ärgern Sie sich über sich selbst, dass Sie wieder einmal keinen Umweg machen wollten. Und jetzt das. Sie fühlen sich alleine, nur das Klackern Ihrer Schuhe auf dem Pflaster ist zu hören, und der Wind. Ihre Schritte wirken abgehackt und unsicher. Ich weiß, Sie wollen es nicht zugeben.
Doch plötzlich hören Sie ein Geräusch und dann ist sie da, die Unsicherheit, das mulmige Gefühl.
Sie blicken über die Schulter:
Nichts! Gott sei Dank. Doch in Wahrheit glauben Sie nicht so wirklich daran.

„Alles gut“, denken Sie, um sich selbst Mut zu machen, was soll schon passieren. Trotzdem gehen Sie jetzt schneller.
Die Nacht ist klar, der Himmel offen, ein paar Sterne leuchten,
doch hier unten ist die Luft kalt und alles wirkt grau zwischen den Mauern der dunklen Straße.
Sie sehen Ihren Atem, während Sie sich enger an den Häuserwänden entlanghangeln.
Sie spüren, dass sie Sie nicht mehr loslässt, 
die dunkle Ungewissheit,
die Ihnen im Nacken sitzt oder hinter der nächsten Ecke lauern könnte.
Dann erneut ein Geräusch, jetzt ist es ganz deutlich,
Ihre Schritte werden noch schneller, Ihr Atem kürzer und abgehackter, erneut drehen Sie sich um.

Und plötzlich…hören Sie eine Stimme. Noch ist sie fern und fremd. Und sie passt nicht in diese dunkle Straße.
„Könnte ich auch bei Ihnen kurz abhalten?“
Eine kurze Pause. Sie reagieren nicht. Warum auch. Sie fühlen sich nicht angesprochen, sind jedoch irritiert.
Dann erneut dieselbe Stimme: „Hallo? Entschuldigen Sie bitte, könnte…“

Jetzt blicken Sie auf. Ihr Blick gleicht wahrscheinlich dem eines Alien, zumindest erweckt die Kellnerin, die vor Ihrem Tisch steht,  den Eindruck.

Dann registrieren Sie, dass Sie in einem Café sitzen und die Kellner offensichtlich Schichtwechsel haben…

So oder so ähnlich ist es manchmal, wenn ich schreibe.

Lust auf eine kleine Reise?

Dann schauen Sie doch mal ins  Regal.

Viel Vergnügen.

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